Noch im Januar verkündete der damalige Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic zum Stand im Vertragspoker um den Hertha-Kapitän Marvin Plattenhardt, dessen im Sommer auslaufender Vertrag werde nicht verlängert – das sei beschlossene Sache. Nun ist Bobic nicht mehr im Amt, bei Hertha hat sich inzwischen sportlich sowie atmosphärisch etwas getan, und plötzlich rückt der Verbleib des 31-Jährigen wieder in den Bereich des Möglichen. Man sei grundsätzlich für alle Seiten offen, erklärte Plattenhardt-Berater Herbert Briem jüngst. Der gefragte Linksverteidiger war 2014 vom 1. FC Nürnberg zur „Alten Dame“ gewechselt, sein aktueller Vertrag bei Hertha läuft tatsächlich im Sommer diesen Jahres, die Gespräche über eine eventuelle Verlängerung ruhten bis zuletzt.
Für Aufsehen sorgte der Abwehrspieler als er zum Jahreswechsel infolge seines Impfstatus nicht in die USA einreisen und am dortigen Hertha-Trainingslager teilnehmen konnte. Danach häuften sich die Spekulationen über einen Abschied des ehemaligen Nationalspielers im Sommer.
Plattenhardt seit Februar wieder Stammspieler
Dem Abwehrspieler fehlten aufgrund des verpassten Trainingslagers einige Wochen der gemeinsamen Vorbereitung. Plattenhardt trainierte in der Zeit mit den U23-Junioren. Mittlerweile ist er aber wieder voll im Profi-Team integriert.
Hertha-Coach Sandro Schwarz schätze seinen Kapitän sehr, heißt es. Bei den letzten fünf Partien der Berliner stand der Routinier über die volle Spielzeit auf dem Platz, meist in einer etwas offensiveren Ausrichtung auf der linken Außenbahn.
Der Hertha-Kapitän müsste bei einer Vertragsverlängerung wohl Gehaltseinbußen hinnehmen
Eine Verlängerung mit Plattenhardt sei aus budgetären Gründen nicht möglich, hieß es noch im Januar zu Bobic-Zeiten. Der Spieler wollte dem Vernehmen nach keine Gehaltseinbußen hinnehmen.
Der Linksverteidiger erhält derzeit bei der Alten Dame rund 1,8 Millionen Euro pro Jahr, was bei seinem aktuellen Marktwert von rund 2 Millionen zunächst angemessen erscheint. Dieser Wert dürfte aber in den kommenden Jahren altersbedingt sinken.
Plattenhardt müsste sich bei einer Vertragsverlängerung wohl doch mit einem geringfügig verringerten Salär zufriedengeben. Das müsste er aber sicher auch bei einem eventuellen Wechsel.
Mittelstädt bleibt, Ullrich geht
Hertha hat für hinten links aktuell drei Optionen: Plattenhardt, Maximilian Mittelstädt (25 Jahre) und das 18-jährige Talent Lukas Ullrich. Mittelstädt hat seinen Vertrag gerade erst bis 2027 verlängert. Bei Ullrich stehen die Zeichen auf Abschied.
Wie es aussieht, wird das Top-Talent die Berliner im Sommer ablösefrei verlassen. Mehrere Bundesligisten seien an ihm interessiert, allen voran Borussia Mönchengladbach. Auch deshalb erhöhen sich die Chancen auf einen Verbleib Plattenhardts.
Schlechte Saison schon jetzt
Egal wie diese Spielzeit endet – Hertha spielt einfach eine grottenschlechte Saison. Man kann in Berlin froh sein, wenn es nicht wieder in der Relegation oder sogar mit dem Abstieg endet. Im Grunde ist es Wahnsinn, was der Big City Club in den letzten Jahren an Geld verbrannt hat und was sportlich dabei heraus kam.