Hertha BSC ist abgestiegen. Nach dem 1:1-Unentschieden gegen den VfL Bochum muss man nicht mehr auf die Ergebnisse der anderen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf schauen: Hertha wird in er kommenden Spielzeit in der 2. Liga auflaufen, das steht nun fest. Was für eine Tragödie! Wirklich überraschend kommt der Abstieg freilich nicht, alles andere wäre unter den gegebenen Umständen ein Wunder gewesen. Die Hertha-Misere ist das Ergebnis jahrelangen Missmanagements auf allen Ebenen des Vereins.
Wie so oft spielte die Hertha-Elf Samstag vor den 70.000 Zuschauern(!) im Berliner Olympiastadion nicht schlecht – lange sah es nach einem Berliner Erfolg aus – aber wie so oft spielte man am Ende nicht gut genug.
Die Alte Dame tritt nun den Weg ins Unterhaus an – immer vorausgesetzt, dass sie überhaupt die DFL-Lizenz erhält. Vielleicht tut das der Mannschaft und dem Verein am Ende ganz gut – denn eine Katharsis mit anschließender Regeneration ist bitter nötig.
Bochums später Ausgleich besiegelt Herthas Schicksal
In einer verbissen geführten und ansonsten weitestgehend ausgeglichenen ersten Hälfte kamen Samstag beide Teams zu reichlich Chancen, ohne sie verwerten zu können. So ging es torlos in die Kabinen.
Im zweiten Durchgang entwickelten die Hausherren deutlich mehr Schwung, Bochum mit Problemen. Schon in der 47. (Marco Richter) und 49. Spielminute (Stevan Jovetic) kamen die Berliner zu guten Chancen, bis in der 64. Lucas Tousart zum viel umjubelten 1:0 einköpfte.
Lange sah dann alles nach einem Sieg der Herthaner aus, bis der nach einem Eckball völlig freistehende Bochumer Keven Schlotterbeck Hertha in der 4. Minute der Nachspielzeit aus all seinen Träumen riss.
Die Abstiegs-Pleite war seit Langem voraussehbar
Herthas Abstieg war einer mit Ansage, das Desaster war seit langem vorauszusehen. Der neue Trainer Pal Dardai trägt die wenigste Schuld, auch die Spieler nur bedingt. Er ist das Ergebnis eines über Jahre schlechten Managements, einer fehlenden Strategie, einer Hybris, die die bestehenden Probleme nicht wahrhaben wollte und so nicht anging.
Unvorstellbare 374 Millionen wurden in den letzten Jahren für nichts verbrannt. Es gab Fehlentscheidungen en masse bei der Kaderzusammenstellung und der Wahl der Trainer- und Sportgeschäftsführer-Teams. Man hat reichlich namhafte Spieler eingekauft, die in Berlin stets auf rätselhafte Weise ihre Form verloren. Eine echte Mannschaft wurde nie geformt.
Zweitklassigkeit als heilsamer Schock?
Hertha BSC befand sich im Grunde seit Jahren im Abstiegskampf, jede Saison aufs Neue musste man um den Klassenerhalt bangen. Wirkliche Lehren daraus zog die Vereinsführung nie, man wurschtelte immer so weiter. Nun ist der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte perfekt, – und vielleicht am Ende ein Segen für den Hauptstadtklub.
Wenn jetzt ein heilsamer Schock durch alle Glieder geht und die Mannschaft in der 2. Bundesliga die Chance bekommt, sich zu regenerieren und sich neu zu erfinden, könnte die Alte Dame letztlich gestärkt aus der ganzen Misere hervorgehen.
Der nach dem bitteren Bochum-Spiel sichtlich mitgenommene Kevin-Prince Boateng dankte den Fans für die Unterstützung trotz der schwachen Performance des Teams in der Saison. Jetzt habe man Zeit, nachzudenken, um den Verein wieder groß und stark zu machen, „auch wenn es in der 2. Liga ist“, schob der 36-Jährige nach.