Wie es scheint, kann Hertha BSC bald mit frischem Geld rechnen. Das US-amerikanische Investment-Unternehmen „777 Partners“ will beim Hauptstadtklub einsteigen und die Anteile des Ex-Investors Lars Windhorst und seiner Tennor-Holding aufkaufen. Im Gespräch ist eine Kapitalerhöhung von 100 Millionen Euro, eine erste Tranche von 50 Millionen soll Hertha auf kurze Frist erhalten, um die prekäre finanzielle Situation des Vereins abzufedern. Windhorst hatte im vergangenen Jahr angekündigt, seine Zusammenarbeit mit Hertha beenden und seine Anteile an dem Verein veräußern zu wollen. Die Gespräche mit „777 Partners“ laufen seit Monaten mehr oder weniger hinter den Kulissen und stehen jetzt offenbar unmittelbar vor dem Abschluss.
Nach letzten Informationen soll der US-Investor nicht nur die 64,7-Prozent der Windhorst-Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA übernehmen, sondern sein Investment auf 75 Prozent aufstocken.
Kapitalerhöhung und baldige Finanzspritze für Hertha
Verhandelt wird über eine Kapitalerhöhung in Höhe von 100 Millionen Euro. Außerdem soll der Verein kurzfristig 50 Millionen Euro erhalten, da der Verein von seinen eigenen Anteilen an der Hertha-Kommanditgesellschaft nochmal 10,3 Prozent verkaufen wird.
Dieses Geld soll zunächst nicht in den Einkauf neuer Spieler fließen, sondern zur Abfederung des dicken Minus dienen, dass der Verein in den letzten Jahren eingefahren hat. In den vergangenen drei Jahren haben die Berliner Verluste in Höhe von 210 Millionen Euro angehäuft, 80 Millionen allein im letzten Geschäftsjahr.
Auf längere Sicht soll die neue Partnerschaft mit dem US-Investor dem Verein zu einer nachhaltigeren Entwicklung verhelfen. Im Rahmen des von der neuen Hertha-Führung um Präsident Kay Bernstein ausgegebenen Mottos „sportlicher Turnaround bei finanzieller Konsolidierung“ soll vor allem auch den eigenen Talenten bei anstehenden Vertragsverlängerungen eine langfristige und finanziell attraktive Perspektive geboten werden.
Ex-Investor Windhorst muss Millionen-Verluste in Kauf nehmen
Knackpunkt bei den langwierigen Verhandlungen waren wohl weniger Meinungsverschiedenheiten zwischen Verein und neuem Investor, sondern zwischen dem neuen Investor und dem alten. Lars Windhorst, der mit seiner Tennor-Holding seit 2019 374 Millionen Euro in den Hauptstadtklub investiert hat, muss seine Hertha-Anteile wohl mit einem herben Wertverlust verkaufen. Die Rede ist von fast 50 Prozent!
Windhorst scheint dennoch froh zu sein, aus der Sache raus zu sein, und wenigstens etwas Bargeld zu erhalten, um die Gläubiger ruhigstellen zu können. Windhorsts Tennor-Holding ist insolvenzgefährdet. Bereits Ende 2021 musste ein Insolvenzantrag abgewehrt werden.
777 Partners kennen sich im Fußballgeschäft aus
Die Private-Equity-Gesellschaft 777 Partners mit Sitz in Miami verfügt bereits über weitreichende Erfahrung im Fußballgeschäft und sind europa- und weltweit in Fußballklubs investiert. Die US-Firma hält mittlerweile Anteile am FC Sevilla, Genua CFC, dem brasilianischen Klub Vasco da Gama, Standard Lüttich, am französischen Zweitligisten Red Star Paris und Melbourne Victory in Australien.
777-Gründer und -CEO Josh Wander gibt an, es gehöre nicht zur Strategie seines Unternehmens, Fußballvereine durch massive Geldflüsse künstlich aufzupumpen und dann schnellstmöglich Profit rauszuschlagen, sondern die Klubs langfristig zu entwickeln.
Alle Vereine, in die 777 eingestiegen sei, hätten eine starke Identität, lange Tradition und intensive Verbindung zu ihren Fans. Sein Unternehmen respektiere das und habe nicht vor, das Wesen der Vereine umzukrempeln, so Wander.