Hertha BSC hat ein Talent dafür, sich selbst Schwierigkeiten zu bereiten. Gerade erst war man aus den Negativschlagzeilen raus, auch die sportliche Situation hellte sich zuletzt etwas auf – da droht nun schon wieder die nächste öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung. Fredi Bobic, bis vor kurzem noch Sport-Geschäftsführer des Klubs, ist nach seiner Beurlaubung Ende Januar jetzt fristlos gekündigt worden. Offenbar geht es dabei nicht zuletzt um die Vermeidung einer Millionen-Abfindung, die Bobic zugestanden hätte. Nun droht eine langwierige gerichtliche Auseinandersetzung mit all dem öffentlichen Getöse, das in solchen Fällen dazugehört.
Die fristlose Kündigung Bobic´ in dieser Woche wird seitens des Hertha-Präsidiums mit einem vermeintlich vereinsschädigenden Verhalten des Ex-Sportchefs begründet. Es geht dabei in erster Linie um einen Satz, der nach der Derbypleite gegen Union fiel.
Entscheidung „wohlüberlegt“ – Trennung „nicht im Streit“
Was war passiert? Bobic war am 28. Januar kurz nach der 0:2-Niederlage gegen den Stadtrivalen Union Berlin mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden worden. Damals erklärte Hertha-Präsident Kay Bernstein, die Entscheidung sei keine Kurzschlussreaktion gewesen, sondern wohlüberlegt. Gründe gab es freilich genug: die Ergebnisflaute, eine fragwürdige Transferpolitik, vielleicht sogar das Verhalten Bobic`.
Auch sei man weit davon entfernt, im Streit auseinanderzugehen, gab Bernstein weiter an. Beides scheint nicht so ganz den Tatsachen zu entsprechen. Dem Vernehmen nach war wohl doch nicht die komplette Hertha-Chefetage in den Vorgang eingeweiht. Auch Bobic selbst war von der Entlassung offenbar überrascht. Also doch eine Kurzschlussreaktion?
„Wenn du noch mal fragst, kriegst du eine gescheuert“
Und dass man sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt habe, davon kann wohl spätestens nach der nachträglichen fristlosen Kündigung nicht mehr die Rede sein. Das Klub-Präsidium begründet die Kündigung mit dem aus ihrer Sicht vereinsschädigenden Verhalten des Geschassten.
Konkret geht es um einen Satz, der unmittelbar nach dem 0:2-Debakel gegen Union fiel. Bobic reagierte in einem Interview auf die wiederholte Nachfrage des rbb-Reporters Uri Zahari, ob die Niederlage Konsequenzen für den Trainer Sandro Schwarz habe, emotional: wenn er nochmal frage, kriege er eine gescheuert.
Es droht eine eklige Scheidung vor Gericht
Bobic entschuldigte sich später für die Äußerung. Der Spruch sei natürlich nicht so gemeint gewesen, man solle das im Fußball nach so einem Spiel bitte nicht überbewerten, so der Ex-Sport-Geschäftsführer. Das Hertha-Präsidium will dem ehemaligen Angestellten jedoch offenbar einen Strick aus dem Satz drehen.
Dabei spielte bei der Beurlaubung am 28. Januar wohl auch eine Vertragsklausel eine Rolle, nach der sich der ursprünglich bis 2024 laufende Kontrakt des Sportchefs im Februar automatisch bis 2026 verlängert hätte. Nach der Freistellung hätte Bobic allerdings vertragsgemäß Anspruch auf eine Abfindung in Millionenhöhe gehabt. Die Härtefall-Kündigung dieser Woche zielte wohl darauf ab, sich dieser Zahlungsverpflichtung zu entledigen.
Ob die Manöver der Hertha-Führung letztlich von Erfolg gekrönt sein werden, steht freilich in den Sternen. Es droht ein Schlammschacht vor Gericht, mit der sichergestellt wäre, dass Hertha einstweilen nicht aus den Negativschlagzeilen herauskommt. Der Mannschaft, die sich derzeit im Abstiegskampf befindet, hilft das alles überhaupt nicht.