4:1 gewann die Berliner Hertha Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach. Der erste Sieg in diesem Jahr nach vier Niederlagen in Folge, der die Herthaner erst einmal auf den Relegationsplatz 16 vorrücken lässt. Drei der vier Treffer wurden von den Youngstern Jessic Ngankam (22 Jahre jung), Marton Dardai (21) und Derry Scherhant (20) erzielt. Für alle drei waren es ihre ersten Treffer in der Bundesliga. U21-Nationalspieler Marton Dardai, Sohn des ehemaligen Hertha-Coachs Pal Dardai, feierte Sonntag obendrein noch seinen 21. Geburtstag, zu dem er sich und sein Team mit einem Traumtor beschenkte. Die drei Sonntags-Torschützen sind Berliner Eigengewächse, mit denen sich andeutet, dass hinter der Kulisse aus schlechten Ergebnissen und schlechten Schlagzeilen bei Hertha eine Entwicklung stattfindet, die den Berlinern nicht nur den Klassenerhalt, sondern möglicherweise auch eine erfolgreichere Zukunft in den kommenden Jahren bescheren könnte.
Ngankam und Scherhant rückten erst in dieser Saison in den Profikader der ersten Mannschaft und kamen erst im Januar 2023 erstmals zum Einsatz. Dardai spielt schon seit der Saison 2020/21 in Herthas Bundesliga-Mannschaft.
Sandro Schwarz und das Gespür für den richtigen Zeitpunkt
Insbesondere für Scherhant, den jüngsten des Trios, war der erste Bundesliga-Treffer ein hochemotionales Erlebnis, in den Katakomben sah man ihn nach dem Spiel mit Freudentränen. Trainer Sandro Schwarz merkte an, er habe Scherhant vor der Einwechslung gesagt, es sei heute ein guter Zeitpunkt für sein erstes Tor. Gute Zeitpunkte muss man nutzen, dachte sich das Stürmertalent wohl.
Scherhant ist wie die anderen beiden Jungstars in Berlin geboren, kam aber über den Umweg Viktoria Berlin, Tennis Borussia und dem Berliner Sportclub zur Hertha. In der Regionalliga erzielte Scherhant für Herthas U23-Mannschaft stattliche 20 Tore, was schließlich im Sommer letzten Jahres zu seiner Übernahme in die erste Mannschaft führte.
Die neue Devise: Talente halten!
Der Deutsch-Kameruner Jessic Ngankam wurde seit 2006 (also seit seinem 6. Lebensjahr) bei Hertha ausgebildet. Nach einem Intermezzo bei Greuther Fürth und Herthas zweiter Mannschaft erhielt auch er 2022 einen Profivertrag. Für die deutsche Junioren-Nationalmannschaft traf Ngankam bisher siebenmal.
Innenverteidiger Marton Dardai gehört trotz seiner Jugend bereits zur Hertha-Stammelf. Er kam 2012 zur Alten Dame und steht seit 2018 in deutschen Jugend- und Juniorennationalteams.
Seine Abwehrleistungen bei den Hertha-Profis brachten ihn auf den Radar der Talent-Scouts. Dardai erhielt zwischenzeitlich Angebote vom HSV, dem FC Augsburg, dem FC Basel und der TSG Hoffenheim. Die Hertha-Führung ließ ihn jedoch nicht ziehen. Aus guten Gründen, wie man nicht zuletzt vergangenen Sonntag sehen konnte. Dardais Vertrag bei Hertha läuft noch bis 2025.
Bewährt sich der „Berliner Weg“ doch auf lange Sicht?
Hertha ist ein Ausbildungsverein. Das Problem der Alten Dame ist nicht, dass sie keine Talente hervorbringt, sondern dass viel zu viele von ihnen zu früh abwandern – wie etwa Jordan Torunarigha (jetzt bei Gent), Robert Andrich (Leverkusen) oder Luca Netz (Gladbach).
Wie es scheint hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und bemüht sich, die Talente im Verein zu halten. Die nächsten Newcomer stehen übrigens schon bereit. Am Sonntag saß erstmals auch der 17-jährige Pascal Klemens, Kapitän der Hertha-Junioren auf der Bank der Bundesliga-Mannschaft.
Gut möglich, dass der zuletzt von Hertha-Präsident Kay Bernstein immer wieder beschworene „Berliner Weg“ am Ende doch in die Richtung führt.