Noch im Januar deutete alles darauf hin, dass Marvin Plattenhardt seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bei Hertha nicht verlängern und den Verein verlassen würde. Seitdem hat sich manches verändert. Ex-Sportdirektor Fredi Bobic, der im Januar unmissverständlich von einem Plattenhardt-Abschied sprach, ist nicht mehr im Amt. Stattdessen ist ein neuer Investor an Bord. Das US-Unternehmen 777Partners stellt einerseits frisches Geld zur Verfügung, drängt andererseits auch auf eine innere Konsolidierung. Die überbordenden Personalkosten (fast 98 Millionen Euro im letzten Jahr) sollen zurückgefahren werden, teure Spieler abgegeben werden. Das würde theoretisch wieder die Tür für Plattenhardt öffnen, sofern der 31-jährige Linksverteidiger in den Verhandlungen nicht zu hoch pokert.
Was ebenfalls die Chancen für den Hertha-Kapitän erhöht, ist die Tatsache, dass das Nachwuchstalent Lukas Ullrich, das Plattenhardt auf der Linksverteidiger-Position in der Stammelf beerben sollte, den Verein zum Saisonende Richtung Borussia Mönchengladbach verlassen wird.
Plattenhardt: Gespräche „sehr positiv“
Der neue Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber lud Plattenhardt Anfang März zu ergebnisoffenen Gesprächen über die Vertragsverlängerung ein. Eine erste Gesprächsrunde, die in dieser Woche stattfand, bewertete der Spieler als „sehr positiv“. Was daraus werde, würden die nächsten Wochen zeigen, so Plattenhardt weiter.
Klar ist, dass der Kapitän Gehaltseinbußen wird hinnehmen müssen. Die Alte Dame steht unter Sparzwang. Sollte der Abwehr-Routinier in einem gewissen Rahmen dazu bereit sein, dürfte eine Vertragsverlängerung mehr als wahrscheinlich sein.
Vielverdiener müssen gehen
Ansonsten hat Hertha schon mit der finanziellen Konsolidierung aus eigener Kraft begonnen. Der Verein trennte sich bereits von den Top-Verdienern Davie Selke, der im Januar zum 1. FC Köln wechselte, und Vladimir Darida, der den Verein zu Jahresbeginn Richtung Aris Thessaloniki verließ.
Krzysztof Piatek wurde in die italienische Serie A an US Salernitana verliehen. Und ein lukrativer Verkauf von Herthas Rekordtorschütze Dodi Lukebakio im Sommer gilt als ausgemacht. Da könnte dann noch etwas Geld für eine Weiter-Verpflichtung von Marvin Plattenhardt in der Kasse sein.
Plattenhardt: Wollen in Freiburg gewinnen
Was die Verhandlungen verkomplizieren könnte, ist die offene Frage, in welcher Spielklasse die Berliner in der kommenden Saison auflaufen werden. Plattenhardt erklärte denn auch, er sei, was die Vertragssituation angeht, einstweilen entspannt. Viel wichtiger sei es, sich erst einmal auf den Klassenerhalt zu konzentrieren.
Hertha hat aktuell als Tabellensechzehnter nur einen Punkt mehr (21 zu 20) als das Schlusslicht VfB Stuttgart (bei schlechterem Torverhältnis). Den Spielern sei die Situation vollkommen klar, betont Plattenhardt. Alle wüssten, dass man nur mit Arbeit und viel Fleiß unten rauskommen könne.
Trainer Schwarz in der Kritik – Gerüchte um Gisdol
Auf das nächste Spiel am 1. April beim SC Freiburg angesprochen, antwortete der Hertha-Kapitän: „Wir wollen in Freiburg gewinnen“. Das war aber vermutlich auch der Plan in Hoffenheim.
In jedem Fall sollte Hertha schleunigst wieder anfangen zu punkten. Das Abstiegsgespenst geistert weiterhin durch die Hauptstadt. Zuletzt gab es sogar Gerüchte um eine Ablösung von Trainer Sandro Schwarz. Demnach soll es Überlegungen bei den Hertha-Bossen geben, als Feuerwehrmann auf Markus Gisdol zurückzugreifen.