Jeder Herthaner erinnert sich mit Freuden an Marcelo dos Santos oder kurz „Marcelinho“, den begnadeten Linksfuß, der von 2001 bis 2006 die Zuschauer in der Hauptstadt verzauberte.
In seinen 193 Einsätzen für die Herthaner gelangen dem Brasilianer 79 Tore und zudem 60 Vorlagen, jedoch war es seine brillante Technik, für die ihn die Zuschauer so liebten. Ob Freistöße, Eckbälle oder Elfmeter – Marcelinho war der Mann für die Standards und brachte die Bälle mit enormen Schnitt und Effet konstant in die Gefahrzone der gegnerischen Abwehrreihen. Doch aus dem Spiel heraus wusste er seine Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen und das Offensivspiel der Herthaner kreativ zu gestalten.
Nicht nur auf dem Spielfeld tanzte der 1,74 Meter kleine Mittelfeldstart Samba – auch abseits des Platzes war Marcelinho für seine durchtanzten Nächte bekannt. Dadurch kam es immer wieder zu Reibereien mit der Vereinsführung, jedoch war sein sportlicher Einfluss derart hoch, dass man dem Zauberfuß kleinere Fehltritte auch mal durchgehen ließ.
Generell lässt sich das fussballerische Talent Marcelinhos kaum leugnen, denn der Instinktfussballer wuchs nach eigenen Aussagen mit dem Fussball in den Favelas Brasiliens auf. Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, war sein größter Traum eines Tages Profifussballer zu werden und somit auch seine Familie finanziell zu unterstützen. Während andere über Nebenjobs, eine Ausbildung oder im Casino im Spiel gegen Live-Dealer ihre finanziellen Möglichkeiten ausbauten, wählte Marcelinho den Fußball als seinen Beruf aus – eine gewagte, aber erfolgreiche Entscheidung.
Nach seinem Abschied aus Berlin konnte der Brasilianer leider nicht mehr an die beste Phase seiner Karriere anknüpfen und nach einem Jahr in der Türkei kehrte er in die Bundesliga zum VFL Wolfsburg zurück. Beim VFL hat er in 57 Spielen immerhin 14 Tore erzielt und zudem 19 Tore vorbereitet, bevor er Europa Richtung Südamerika verließ. So spielte er für viele verschiedene Vereine in Brasilien, wobei er bei Sport Club do Recife mit 18 Treffern aus 56 Einsätzen noch am meisten glänzen konnte.
Wenig verwunderlich ist die Ehre, die diesem großartigen Spieler seitens Hertha zuteil wurde. Das Abschiedsspiel im März dieses Jahres war ein wunderbares Abschiedsgeschenk für einen der sympathischsten ausländischen Bundesligaspieler.