Hertha hat erneut eine große Chance verpasst. Im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Pal Dardai traten die Berliner Samstag im eigenen Stadion gegen Werder Bremen an. Gegen eine Mannschaft, die man normalerweise als schlagbar angesehen hätte, ließ sich die Hertha-Elf in der ersten Hälfte komplett überrennen – Pausenstand 0:2. Nach 63 Minuten stand es schon 0:4. Die beiden Hertha-Tore fielen also zu einem Zeitpunkt, als das Spiel bereits verloren war. Da die Konkurrenten im Abstiegskampf ebenfalls Punkte liegen ließen, ist theoretisch immer noch alles drin. Aber nur wenn die Alte Dame in den restlichen Partien anders auftritt als zuletzt.
Es sind jetzt nur noch fünf Spieltage bis Saisonende. Allzu viele Chancen, sich zumindest noch auf den Relegationsplatz zu retten, gibt es für Hertha nicht mehr. Beim FC Bayern wird man kommenden Sonntag wohl nicht so viele Punkte einsammeln.
Die Woche drauf folgt dann Herthas vielleicht wichtigstes Spiel der Saison: Das Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten VfB Stuttgart. Wenn die Berliner das Spiel verlieren, dürfte ihr Schicksal besiegelt sein.
Hertha findet keine Mittel gegen Ducksch-Dreierpack
Den Herthanern gelang Samstag in der ersten Halbzeit kaum ein einziger Schuss aufs gegnerische Tor. Die Gäste erschienen dagegen vor dem Hertha-Tor umso öfter. Bereits in der 6. Minute erzielte Bremens Marvin Ducksch seinen ersten Treffer.
Werder wurde mit der frühen Führung im Rücken mutiger, bei den Gastgebern hatte das 0:1 den gegenteiligen Effekt. Schon in der 27. Minute köpfte Ducksch zum 2:0 ein. Danach hatten die Berliner Glück, dass die Gäste mehrfach Chancen ausließen, noch im ersten Durchgang auf 3:0 zu erhöhen.
Die Bremer machten nach der Pause da weiter, wo sie aufgehört hatten: Ducksch erzielte sein drittes Tor an diesem Nachmittag in der 51. Minute, anschließend erhöhte Mitchell Weiser zum 4:0 für Bremen (63.). Die beiden Hertha-Treffer (Ngankam, 68. und Lukebakio, 79.) waren danach nicht mehr als Kosmetik.
Dardai: Probleme größer als gedacht
Pal Dardai, der nach der 2:5-Pleite bei Schalke Sandro Schwarz als Hertha-Chefcoach abgelöst hatte, zeigte sich nach dem schwachen Auftritt seiner Elf am Samstag ernüchtert. Vor allem die erste Hälfte gibt dem neuen Trainer Rätsel auf.
Dardai monierte, dass seine Spieler nicht in die Zweikämpfe gegangen seien; vor allem das Abwehrverhalten sei für ihn „ein bisschen Kindergarten“, resümierte der Trainer. Seine Mannschaft erschien komplett blockiert. Die Probleme in den Köpfen seien größer, als er eingeschätzt habe, so Dardai.
Nur noch fünf Spiele
Hertha hatte dabei Riesenglück, dass die Konkurrenz am 29. Spieltag ebenfalls Federn lassen musste. Stuttgart, aktuell auf dem von Hertha anvisierten Relegationsplatz 16, erreichte nur ein 1:1 in Augsburg. Hoffenheim (1:3 gegen Köln) und Bochum (1:5 gegen Wolfsburg) verloren ihre Partien ebenso wie der Tabellenvorletzte Schalke (0:4 am Sonntag in Freiburg). Es bleiben also vorerst alle direkten Konkurrenten in Reichweite.
Wenn der Tabellenletzte allerdings an den verbleibenden fünf Spieltagen noch einen Nicht-Abstiegsplatz, oder wenigstens den Relegationsplatz, erreichen will, reicht es nicht, immer darauf zu hoffen, dass die Anderen auch verlieren. Die Berliner müssen auch mal selbst ein Spiel gewinnen.
Vor allem die beiden noch ausstehenden Duelle gegen direkte Konkurrenten – das Heimspiel gegen Stuttgart am 31. Spieltag und das Heimspiel gegen Bochum am 33. sind dabei extrem wichtig. Wenn die Dardai-Elf das Spiel gegen den VfB verliert, könnte sie den Klassenerhalt wohl abschreiben.