Hertha BSC bleiben bei Erhalt der DFL-Lizenz knapp 50 Tage, um ein neues Mannschaftsfundament für die 2. Liga zu gießen. Die Umbaumaßnahmen im Kader werden groß ausfallen, könnten aber durch gezielte Transfers Potenzial freilegen.
Benjamin Weber, Sportdirektor von Hertha BSC, ist derzeit nicht um seinen Job zu beneiden. Während Herthas Profis Urlaubsbilder auf Social Media teilen und Abstand von der Abstiegssaison gewinnen, steckt Weber tief in seiner Arbeit. 70 Tage liegen zwischen dem Abstiegsspiel gegen den VfL Bochum und dem Start der kommenden Zweitligasaison. 70 Tage, um einen neuen Kader zu bauen. Und da ist ja immer noch die Frage, ob die Berliner von der DFL überhaupt die Lizenz für die 2. Liga bekommen.
Kaderumbau unausweichlich
Doch Weber wird nichts anderes übrigbleiben, als für den Zweitligafall zu planen. Einmal mehr steht ein immenser Umbruch bevor, nahezu jeder Spieler steht auf dem Prüfstand. Mit Pal Dardai soll zumindest die Trainerfrage geklärt sein. So könnte Herthas Mannschaft zur neuen Saison aussehen:
Neuer Torhüter und Umbruch in der Abwehr
Der Kaderumbruch der Blau-Weißen wird bereits zwischen den Pfosten beginnen. Oliver Christensen, in der abgelaufenen Saison der Stammtorhüter, wird Hertha wohl verlassen – es soll Interesse aus England geben. Nachfolger wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Marius Gersbeck. Der 27-Jährige war von 2004 bis 2019 Hertha-Spieler, wurde hier Profi und ist großer Fan der „alten Dame“. In den vergangenen vier Jahren hat sich Gersbeck beim Karlsruher SC zu einem guten Zweitligatorhüter entwickelt. Mit seiner Zweitligaerfahrung, großen Identifikation und der Vertragsklausel, günstig zu Hertha zurückkehren zu können, stellt er ein sehr reizvolles Gesamtpaket dar.
Neben Christensen, der in der abgelaufenen Saison nur selten sein Potenzial ausschöpfte, wird auch der suspendierte Rune Jarstein gehen. Zudem sucht Hertha einen Abnehmer für Leih-Rückkehrer Alexander Schwolow. Herausforderer von Gersbeck wäre Tjark Ernst, der vor einem Jahr aus Bochum kam und letzten Spieltag der vergangenen Saison ein herausragendes Profi-Debüt feierte. Ernst und Gersbeck könnten einen recht offenen Zweikampf im Tor austragen.
Auch Herthas Innenverteidigung steht vor einem Umbau. Neben dem bereits verkauften Omar Alderete könnten Agustin Rogel und Marc Oliver Kempf den Verein verlassen. Kempfs Abgang wäre ein schwerer Schlag, war er noch einer der wenigen Lichtblicke der letzten Spielzeit, zumal er als Abwehrchef Teil einer neuen Achse hätte sein können. Sollte Kempf gehen, wird wohl Filip Uremovic dessen Rolle einnehmen. Der Kroate präsentierte sich unter Pal Dardai formstark.
Talente und Veränderungen auf den Außenpositionen
Daneben verfügt Hertha über viel Talent. Marton Dardai, Leih-Rückkehrer Linus Gechter und Pascal Klemens haben jeweils großes Potenzial, das in der 2. Liga womöglich noch besser gefördert werden kann. Aufgrund ihres jungen Alters und teilweise vorhandenen Verletzungsanfälligkeit gestaltet sich die Planung mit ihnen jedoch schwierig. So würde die Verpflichtung eines zweitligaerfahrenen Profis, der verlässlich einspringt, aber die Entwicklung der Talente nicht stoppt, helfen.
Marvin Plattenhardt, Jonjoe Kenny, Deyovaisio Zeefuik – auch auf Herthas Außenpositionen wird sich etwas verändern. Keiner der genannten Spieler gehörte zuletzt zu den Leistungsträgern. Ein möglicher Abgang von Maximilian Mittelstädt, der eine Ausstiegsklausel besitzen soll, wäre schmerzhafter. Hertha soll den Linksverteidiger als wichtige Säule für die neue Mannschaft ansehen, als Eigengewächs und langjähriger Profi bringt er Identifikation und Erfahrung mit. Seine Situation ist unklar. Sollte Mittelstädt gehen, müssen wohl gleich zwei neue Linksverteidiger verpflichtet werden – bleibt er, würde ein Backup genügen.
Auf Herthas rechter Abwehrseite ist zumindest schon für die Ersatz-Situation gesorgt. Der erfahrene Peter Pekarik bleibt ein weiteres Jahr an Bord, daneben wird Eigengewächs Julian Eitschberger weiter in den Profi-Kader integriert. Beide Spieler werden jedoch nicht die Stammlösung sein, bei einem Abgang Kennys wird ein neuer Rechtsverteidiger verpflichtet werden müssen.