Mitten im Saisonfinale mit ungewissem Ausgang hat Hertha BSC am Sonntag seine turnusgemäße Mitgliederversammlung abgehalten, auf der unter anderem ein Antrag zur Abberufung der Vereinsführung inklusive des Präsidenten Kay Bernstein verhandelt wurde. Bernstein war erst im Juni vergangenen Jahres als Nachfolger von Werner Gegenbauer neu gewählt worden. Der Antrag wurde abgewiesen. Bernstein selbst übte in seiner Rede heftige Kritik an dem „Irrsinn“ seiner Vorgänger, der so nie wieder passieren dürfe.
Während auf der Mitgliederversammlung am Sonntag über die Vereinsgremien beraten wurde, bleibt vollkommen unklar wie es mit dem Bundesliga-Schlusslicht sportlich weitergeht.
Wenn es schlecht läuft, könnte für die Berliner schon am Wochenende der Abstieg besiegelt sein. Darüber hinaus muss die Alte Dame um ihre Lizenz bangen.
Antrag auf Abberufung Bernsteins abgeschmettert
Ein Hertha-Mitglied hatte Sonntag bei der Vereins-Mitgliederversammlung einen Antrag auf Abberufung des neuen Präsidenten Kay Bernsteins und der gesamte Führungsriege gestellt. Mit deutlicher Mehrheit votierten die knapp 1500 anwesenden Mitglieder dagegen, sich mit dem Antrag zu beschäftigen, der infolgedessen nicht zur Abstimmung gebracht wurde.
Um Bernstein und sein Team abzuberufen, hätten 75 Prozent der anwesenden für den Antrag stimmen müssen.
Bernstein und sein Präsidium bleiben also weiter im Amt. Ebenso wie Klaus Brüggemann, der Vorsitzende des Hertha-Aufsichtsrats. Auch gegen ihn hatte es ein Antrag auf Abberufung gegeben, der ebenfalls abgewiesen wurde.
Gegen Brüggemann gab es schon im November letzten Jahres bei der letzten Mitgliederversammlung einen Abwahlantrag. 51,6 Prozent hatten sich damals für eine Abwahl des Aufsichtsratschefs ausgesprochen, 75 Prozent wären nötig gewesen.
Bernstein geißelt Fehler der Vergangenheit und bittet um Geduld
Kay Bernstein, der jetzt 323 Tage im Amt ist, rechnete seinerseits mit dem Größenwahn der Vergangenheit ab, der den Verein in eine prekäre finanzielle Schieflage gebracht und die Bundesliga-Mannschaft sportlich alles andere als vorangebracht habe.
250 Millionen Euro seien einfach so verbrannt worden. Ein Irrsinn, der nie wieder passieren dürfe, gab der 42-Jährige vor den Vereinsmitgliedern zu Protokoll.
Gleichzeitig bat Bernstein um Geduld und einen langen Atem. Der Deal mit dem neuen Investor 777 Partners sei alternativlos gewesen. Der Schritt sei nötig gewesen, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Inwieweit die Details des Vertrags angepasst werden müssten, um die Bundesliga-Lizenz nicht zu gefährden, müsse man freilich noch sehen.
Der Hertha-Präsident verteidigte außerdem den Schritt, Fredi Bobic als Sport-Geschäftsführer zu entlassen. Kaum einer frage wohl, ob die Entscheidung an sich richtig gewesen sei; die Frage sei vielleicht, ob der Zeitpunkt der cleverste gewesen sei.
Hertha braucht ein Wunder für den Klassenerhalt
Sportlich sieht es weiterhin finster aus bei Hertha BSC. Nach der Niederlage am letzten Wochenende in Köln ist der Abstieg in die zweite Bundesliga kaum noch zu vermeiden. Hertha braucht ein echtes Wunder. Oder anders gesagt: Zwei Siege an den letzten beiden Spieltagen – und diverse Patzer der Konkurrenz. Realistisch ist das nicht. Der Traditionsclub aus der Hauptstadt kickt in der kommenden Saison wohl eine Liga tiefer.