Noch ist es nicht so weit. Hertha hat es im Saisonfinale selbst in der Hand, den Klassenerhalt zu sichern. Im bevorstehenden Kellerduell gegen Schalke wie in den drei ausstehenden Heimspielen, in denen man ebenfalls noch auf direkte Gegner im Abstiegskampf trifft (Stuttgart, Bochum) kann man die nötigen Punkte holen, um den Verbleib im Oberhaus zu sichern. Nachdem man jedoch mit der letzten Heimniederlage gegen RB Leipzig erneut auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht ist, kann der Worst Case weniger ausgeschlossen werden, denn je. Wir fragen also: welche Konsequenzen ergeben sich für den Verein und vor allem die 1. Mannschaft, wenn Hertha absteigen würde?
Hertha BSC hatte im März neben den Lizenzunterlagen für die 1. Bundesliga routinegemäß auch die fürs Unterhaus bei der DFL eingereicht. Rein technisch wäre also alles geklärt. Jetzt geht es darum, sportlich zu verhindern, dass man die 2. Liga-Lizenz in Anspruch nehmen muss.
Weniger Einnahmen von Sponsoren- und TV-Geldern
Sollte der Klassenerhalt trotz aller Anstrengungen nicht gelingen, hätte das für die Alte Dame erhebliche negative Konsequenzen. Die ohnehin angespannte finanzielle Lage würde sich verschärfen, – mit allen sportlichen Folgen.
Die Firma „Autohero“, einer von Herthas Hauptsponsoren, hatte bereits angekündigt, unabhängig von Herthas Liga-Zugehörigkeit im Sommer auszusteigen. Autohero zahlte bislang jährlich 6 Millionen Euro an den Klub. Sollte Hertha absteigen, dürften sich weitere Sponsoren verabschieden.
Ebenso müsste man mit sinkenden Einnahmen bei Ticket-Verkäufen, vor allem im VIP-Logenbereich, rechnen. An TV-Einnahmen würden statt bisher 48 Millionen Euro jährlich nur noch 22 Millionen fließen. Insgesamt würde der Jahresumsatz von rund 142 Millionen Euro auf circa 90 Millionen sinken.
Etliche Leistungsträger müssten abgegeben werden
Der ohnehin gegebene Sparzwang würde sich somit bei einem Abstieg weiter verschärfen. Entlassungen wären unvermeidlich: die aufgeblähte Hertha-Geschäftsstelle müsste von 155 Mitarbeitern auf weniger als 100 reduziert werden.
Der Spieler-Etat beträgt derzeit 80 Millionen Euro. In der 2. Liga stünden nur noch 45 Millionen Euro zur Verfügung. Viele wichtige Spieler müssten so zwangsweise abgegeben werden. Diejenigen, die bleiben, müssten Gehaltseinbußen hinnehmen.
Verkauft werden sollen so oder so Lucas Tousart (Jahresgrundgehalt 3,3 Millionen Euro) und Dodi Lukébakio (2,3 Mio.). Sollten die Berliner absteigen müsste man sich notgedrungen auch von Wilfried Kanga, Filip Uremovic und Agustín Rogel (alle knapp zwei Mio.) trennen. Die auslaufenden Verträge von Boateng, Pekarik und Jovetic würden nicht verlängert.
Verliehene Spieler würden nicht zurückkehren – das beträfe in erster Linie Piatek (4,5 Mio. Gehalt), Alderete und Scholow (beide 2,5). Ausgeliehene Spieler (Sunjic und Ejuke) müssten wieder gehen.
Die jungen Talente könnte man kaum halten
Bleiben sollen unter anderen Serdar, Kempf, Dardai, Mittelstädt, Cigerci, Boëtius, Richter, Niederlechner und die jungen Wilden Ngankam, Scherhant und Eitschberger. Neu kommen sollen Fabian Reese (Kiel) und das junge dänische Sturmtalent Gustav Christensen.
In der 2. Liga müssten alle Spieler Abzüge in Kauf nehmen. Topverdiener bis 40 Prozent, „Geringverdiener“ bis zu 30. Dass man unter solchen Bedingungen die Stars der Zukunft – allen voran Sturmhoffnung Jessic Ngankam – wird halten können, scheint wenig wahrscheinlich. Die sportlichen Perspektiven würden sich so für Hertha auf Jahre hinaus eintrüben.